BVEG Position | 20. Dezember 2022
Gemeinsames Positionspapier für eine nationale Carbon-Management-Strategie
Eine nationale Carbon-Management-Strategie zur Umsetzung von industriellen CCS- und CCU-Projekten in Deutschland und Europa
Mit dem Klimaschutzgesetz hat sich Deutschland zur Netto-Treibhausgasneutralität bis 2045 verpflichtet. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, ist die Industrie auf eine große Bandbreite an Klimaschutztechnologien und entsprechende politische Rahmenbedingungen angewiesen. Eine CO2-Kreislaufwirtschaft, d.h. die Verzahnung von Abscheidung, Transport und Nutzung von CO2 (CCU) sowie die nationale und internationale Offshore-Speicherung von CO2 (CCS), ist dabei zentral für die erforderliche, tiefgreifende Transformation der Industrie zur Klimaneutralität. Durch ein solch umfassendes „Carbon Management“ im Gleichlauf mit der Nationalen Wasserstoffstrategie können die Ziele Klima- und Ressourcenschutz vereint werden. Dabei kommt auch dem raschen Aufbau von CCS eine besondere Bedeutung zu, um CO2 aus Industrieprozessen oder der thermischen Abfallverwertung dauerhaft zu speichern. Dies bestätigen auch eine Reihe namhafter Studien, u.a. von BDI, dena, Agora sowie die Carbon-Management-Strategie NRW.
Eine Schlüsselrolle kommt dem Aufbau einer CO2-Transport- und Speicherinfrastruktur in Deutschland und Europa zu, wobei die Infrastrukturen für erneuerbaren Strom, Wasserstoff und CO2 zusammen gedacht und geplant werden sollten. Durch die Verknüpfung des Einsatzes von Wasserstoff, die Optionen zur stofflichen Nutzung von CO2 im Rahmen von CCU sowie der dauerhaften Speicherung auch in der deutschen Nordsee könnten erhebliche Synergieeffekte gehoben und damit Transformationsprozesse beschleunigt werden.
Unter anderem in den Niederlanden, Großbritannien und Skandinavien werden solche Projekte derzeit geplant und befinden sich zum Teil bereits in der Umsetzung. Auch Deutschland ist aufgrund der starken industriellen Basis, vorhandener Logistik und Umschlagmöglichkeiten an den Küsten sehr gut geeignet, um CO2-Emissionen dauerhaft durch CCS-Technologien zu senken sowie eine Rohstoffalternative durch CCU-Prozesse zu entwickeln und somit auf heimische Wertschöpfung zu setzen. Entscheidend ist dabei, alle Elemente entlang der Wertschöpfungskette technologieoffen zu betrachten und in einer Carbon-Management-Strategie zusammenzuführen.
Für die zeitnahe Implementierung eines solchen nationalen Carbon Managements bedarf es eines klaren politischen Bekenntnisses zu CCS und CCU, einer multimodalen CO2-Transportplanung, finanzieller Anreize und der Schaffung eines umfassenden Rechtsrahmens. Die bislang unzureichenden Regelungen für CO2-Abscheidung, -Transport und -Umschlag sowie für CO2-Speicherung in der deutschen Nordsee müssen angepasst und unter anderem um den Aspekt der CO2-Nutzung ergänzt werden. Hindernisse für den nationalen und internationalen CO2-Transport sind dringend zu beseitigen.
Die nationale Carbon-Management-Strategie muss neben einer übergreifenden Vision zur CO2-Kreislaufwirtschaft sowie zur CO2-Speicherung klare Anreizstrukturen in verschiedenen Sektoren und somit Politikbereichen schaffen. Darüber hinaus gilt es, den bereits bestehenden Rechtsrahmen (im Kern das Kohlendioxid-Speicherungsgesetz, KSpG) weiterzuentwickeln.
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